Zwangsneurosen sind Verhaltensstörungen, die einen Menschen zwingen eine bestimmte Handlung auszuführen oder eine bestimmte Sache zu denken. Die Betroffenen leiden sehr darunter, da ihr Alltagsleben dadurch extrem eingeschränkt werden. Forscher fanden nun heraus, dass eventuell Immundefekte der Grund für bestimmte Verhaltenstörungen sein könnten.
Studie an Mäusen
Die Forscher untersuchten in ihrer Studie Mäuse, die sich zwanghaft ihre Haare ausrupften. Sie führten bei den Versuchstieren eine Knochenmarktransplantation durch und das Spenderknochenmark bildete s.g. Mikrogliazellen, eine Art von Immunzellen, die den Tieren bislang fehlte. Daraufhin normalisierte sich nach einiger Zeit das Verhalten der Mäuse, so dass sie aufhörten sich die Haare auszureißen. Diese Studie zeigt zum ersten mal einen direkten Zusammenhang zwischen dem Immunsystem und psychischen Störungen.
Der Grund für die Verhaltensstörung
Bei den Menschen gibt es eine ähnliche Verhaltensstörung wie die bei den Mäusen untersuchte. Ihr Name ist Trichotillomanie und bezeichnet eine Krankheit, die beim Menschen den Zwang auslöst, sich die Haare auszureißen. Bei den Mäusen beruht der Haarverlust darauf, dass sie sich übertrieben häufig putzen, das führt auch zu Hautverletzungen. Der Grund für diesen Putzzwang liegt an einer Mutation des Gens Hoxb8, diese Mutation löst einen Defekt in der Herstellung der Mikrogliazellen aus. Der Zusammenhang zwischen dem Immunsystem und der psychischen Krankheit ist noch nicht ganz geklärt, allerdings vermuten Wissenschaftler, dass die Mikrogliazellen Botenstoffe ausschütten, die wiederum Einfluss auf das Zentrale Nervensystem nehmen. Das versuchen Forscher nun in weiteren Studien zu beweisen.
Auswirkungen für psychischkranke Menschen
Knochenmarktransplantationen werden beim Menschen nur bei sehr schweren Erkrankungen wie Krebs oder Autoimmunkrankheiten durchgeführt, da es viel zu wenig Spender gibt. Deswegen sollen in Zukunft auch keine psychischen Erkrankungen durch eine Knochenmarktransplantation geheilt werden. Zudem wäre der Eingriff dafür auch mit einem zu großen Risiko verbunden. Trotzdem ist diese Studie besonders wichtig, da sie zum ersten mal bewiesen hat, dass das Immunsystem einen direkten Einfluss auf unsere Psyche hat. Schon lange vermuten Forscher, dass auch Schizophrenie, Autismus und Depressionen im Zusammenhang mit dem Immunsystem stehen.
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